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Ulrik Remy

* 24. Februar 1949 † Januar 2024

Der Wind wird stärker jeden Tag

 

Ich komm zurück nach ein paar Jahren,
hab fast die ganze Welt gesehn,
hab viel erlebt und viel erfahren,
und wurd' ich müde unterwegs, war da die Stimme,
die mir sagte: bleib nicht stehen!
dein Weg ist lang noch nicht zu ende,
und zuhause warten sie, daß du berichtest -
und dieses Bündel, das ich trag, mein Land,
das trieb mich heimwärts jeden Tag.

Ich seh, mein Land hat sich verändert
und auch die Leute, die drin leben;
was ich zurückliess, als ich fortging,
das ist vorbei, das ist verjährt, ist schon Geschichte, vergiss es,
das wird es nie mehr geben -
der geist der Freiheit und der Mut,
der aufrechte Gang, das freie Wort - sind längst vernichtet.
in meinem Land, das ich so mag,
weht kalter Wind, und der wird stärker jeden Tag.

Ich seh die Wälder, die verfaulen,
die Flüsse, die man betonierte;
es stinkt nach modder, nach verfall, nach kaltem schweiss,
und keiner weiß, wie es passierte -
doch macht man weiter wie bisher,
denn die Profite wiegen schwer, mehr als ein paar Fische.
bald gibt's kein Holz mehr für den Sarg: der Wind,
der Wind wird stärker jeden Tag.

Ich seh die Jungen, die noch suchen,
die ihren Weg jetzt finden wollen,
ich hör, wie man sie lau vertröstet,
wie man sie hinhält, sie verarscht mit hohlen Phrasen,
und sie wissen längst nicht mehr, was sie noch glauben sollen -
die Ideale ihrer Väter,
die verschiebt man jetzt auf später: erst lernst du kriechen!
Sonst gibt's den Job nicht, den man mag,
der Wind, der Wind wird stärker jeden Tag.
[Asche & Perlen, 1981]

Ich seh die Reichen reicher werden,
nach immer größerem Reichtum streben
und ich seh Kinder, alte Leute,
seh Familien die hart schuften
und trotzdem in Armut leben
wer reich und mächtig ist, bestimmt
wieviel er sich vom Kuchen nimmt
bevor geteilt wird,
was dann an Krümeln übrigbleibt
ist für den Rest, den kalter Wind durchs Leben treibt

Ich seh die Rechten, die marschieren,
die ihre Haßparolen schreien
da hör ich »Lügenpresse«, »Volksverräter«,
»Wir sind das Volk«,
und längst vergessne Bilder falln mir ein
in alten Wochenschauen, schwarzweiß
sah man genau den selben Scheiß
vor 90 Jahren, was daraus wurde ist bekannt
der Wind, der Wind weht kalt in diesem Land

Steht auf! Laßt euch nicht mehr belügen,
die Freiheit stirbt in kleinen Schritten
laßt euch nicht um euch selbst betrügen,
fangt an zu fordern euer Recht, zu fordern,
hört endlich auf zu bitten
glaubt denen nicht, die euch bestehlen
und längst nicht mehr die Schäfchen zählen. die sie schlachten
zeigt was Entschlossenheit vermag, ihr wißt doch,
der Wind wird stärker jeden Tag
zeigt was Entschlossenheit vermag und ihr werdet sehn
wir werden stärker jeden Tag
[aktualisiert 2017]

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Milan Kundera

* 1. April 1929 † 11. Juli 2023

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
Nesnesitelná Lehkost Bytí - L'Insoutenable légèreté de l'être
ISBN: 9783596259922 | Fischer Taschenbuch Verlag | 1996

Die verschlungene Liebesgeschichte zwischen Tomas und Teresa gibt den Rahmen ab für einen der witzigsten und intelligentesten Romane der vergangenen Jahre, der zugleich Leselust und höchste intellektuelle Ansprüche befriedigt. Das Datum ist bestimmbar. Als im Frühjahr 1984 die Originalausgabe des Romans »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« erschien, war dem Autor Milan Kundera etwas gelungen, was seinen nach 1968 exilierten Landsleuten und Kollegen verwehrt blieb: er hatte den großen Durchbruch geschafft. Seit damals ist Kundera wohl der international bekannteste tschechisch schreibende Autor seit Jaroslav Hasek. Die »New York Times«, ein rarer Sonderfall, widmete diesem Roman gleich zwei hymnische Rezensionen und schickte noch ein Interview mit dem Autor hinterher. Gesprächspartner war Philip Roth. Aber auch in den anderen tonangebenden Blättern der westlichen Hemisphäre löste »Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins« Begeisterung aus.
»Wann werden wir endlich einen deutschen Roman erhalten«, fragte die >FAZ<, »der sich so einfühlsam und nachdenklich mit Liebe und Sexualität befaßt und der das Individuum vor dem Hintergrund des Lebens hier und heute zeigt? Ein Roman, der überdies so intelligent und souverän, so lesbar und so unterhaltsam wäre?«

Wiglaf Droste

* 27. Juni 1961 † 15. Mai 2019

 

Radikaler Dichter, linker Großautor

Die deutsche Sprache war Drostes Kleinod, das er nicht spießig bewahren wollte, sondern beständig und zärtlich und hartnäckig verführte, sich zu immer neuen Höhen aufzuschwingen; in deren historische Tiefen er abtauchte, um „ramentern" und „Rabatten" aus der Versenkung zu holen.

Ambros Waibel


Der Tucholsky unserer Tage

Mitunter noch vor sechs Uhr gibt er sich die Ehre, den ersten Sonnenstrahl eines liebevollen Gedankens ungehemmt durch sich hindurch auf’s Papier fluten zu lassen: Über gutes Essen, über wundervolle Frauen. Oder er räumt umsichtig einen aktuellen Sprachunfall von der Straße, noch bevor wir daran verunglücken können. Oder er liebt einfach: Peter Hacks, Dashiell Hammett, Vincent Klink oder den großen Mitelch Harry Rowohlt.

Friedrich Küppersbusch


Von allen Wiglaf ­Drostes auf dieser Welt war er der Wiglaf Drosteste!

Ralf Sotschek


Grönemeyer kann nicht tanzen
 

Musse feife inne Wind (mit Funny van Dannen)


Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv


Familienbande


Über das Proletariat

Klaus Peter Schreiner *7. April 1930 +7. Februar 2017

»Seine kabarettistische Laufbahn begann 1952 beim Studentenkabarett Die Seminarren. Es folgten Auftritte u. a. im Düsseldorfer Kom(m)ödchen. Anlässlich eines Faschingsfestes der Theaterwissenschaftler entstanden zusammen mit Dieter Hildebrandt Die Namenlosen. Sammy Drechsel übernahm ab dem dritten Programm die Regie und entwickelte 1956 aus den Namenlosen die Münchner Lach- und Schießgesellschaft. 1957 folgten Auftritte mit Die Amnestierten. Bis auf gelegentliche Auftritte mit der Lach- und Schießgesellschaft zog sich Klaus Peter Schreiner von der Bühne zurück und verlegte sich ganz auf das Schreiben. Von 1957 an war er Mitautor von allen Programmen der Lach- und Schießgesellschaft... Ab 1992 ging er mit eigenen Programmen auf Tournee, zunächst mit seinem Kabarettprogramm Meistersatiren, ab 1993 mit Meistersatiren aus 40 Jahren Kabarett mit Auftritten u. a. in Hamburg, Nürnberg, Berlin, München, Stuttgart, Leipzig, Chemnitz, Salzburg, Antwerpen, Würzburg, Bonn und Kufstein. 2002 folgte sein neues Programm Einmal Deutschland und zurück... Beim Aschermittwoch der Kabarettisten 2008 in der Münchner Philharmonie im Gasteig trat er mit einer Kabarettnummer zum Thema Alter auf...

Er starb im Alter von 86 Jahren in einem Pflegeheim in Walluf im Rheingau.
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