Skip to content

Michael Krüger - Tintenfisch 17 Bücher

Thomas Bernhard - Der deutsche Mittagstisch
Tintenfisch 17 Jahrbuch: Deuttsche Literatur 1979, Verlag Klaus Wagenbach, 1979

Eine Tragödie für ein Burgtheatergastspiel in Deutschland
Herr und Frau Bernhard, ihre Töchter, ihre Söhne, ihre Enkel, ihre Urenkel und deren engste Verwandte, achtundneunzig Personen um einen kleinen, nicht ganz runden Mittagstisch. Eiche natur.
HERR BERNHARD aufbrausend
    Ihr müßt euch Zeit nehmen
FRAU BERNHARD
    Die Zeit nehmen
HERR BERNHARD
    Zum essen
    Denkt an eure Mutter
    und an die Mutter der Mutter eurer Mutter
Alle außer Herr und Frau Bernhard schauen sich an
FRAU BERNHARD
    Die Revolution wird euch alle vernichten
    dann habt ihr eine solche Suppe wie diese nicht mehr
DER JÜNGSTE DER URURENKEL schreit auf
    Keine einzige Kartoffel mehr
DER ÄLTESTE DER URURENKEL
    Keine einzige Kartoffel mehr
    in ganz Deutschland
FRAU BERNHARD heiser
    Weil die Krebsfürsorge alles aufgefressen hat
HERR BERNHARD
    Und die Nato
    AWACS
FRAU BERNHARD
    Daß ihr mir nicht laut sagt
    was wir gesagt haben
    fragt: Ist die Suppe nicht gut
Alle nicken
DER ZWEITÄLTESTE URENKEL (nicht Ururenkel!)
    Der neue Bundespräsident ist ein Nazi
DER DRITTÄLTESTE URURENKEL (nicht Urenkel!)
    Und der alte Bundespräsident war auch ein Nazi
DER ÄLTESTE ENKEL
    Die Deutschen sind alle Nazi
FRAU BERNHARD
    Hört auf mit der Politik
    eßt die Suppe
HERR BERNHARD springt auf
    Jetzt hab ich aber genug
    In jeder Suppe findet ihr die Nazis
    Diese Suppe eß ich nicht
schlägt mit den Händen in den noch vollen Suppenteller und schreit
    Nazisuppe
    Nazisuppe
    Nazisuppe
FRAU BERNHARD ist aufgesprungen und schreit und zeigt mit dem Zeigefinger auf die Hose des Herrn Bernhard
    Da seht
    er hat seine Nazihose an
    die Nazihose hat er an
DER ÄLTESTE URENKEL schreiend
    Die Nazihose
    die deutsche Vaternazihose
FRAU BERNHARD sinkt in ihren Stuhl zurück und schlägt die Hände vors Gesicht
    Wie ich mich schäme
    Mein Gott
    Mein Gott grüßgott wie ich mich schäme
    Wie Scheel
    wie Scheel
    wie Scheel
DIE JÜNGSTE URENKELIN laut
    Und wie Carstens
    und wie Carstens
FRAU BERNHARD
    Muß das sein
HERR BERNHARD
    Es ist immer das gleiche
    kaum sitzen wir bei Tisch
    an der Eiche
    findet einer einen Nazi in der Suppe
    Diese Suppe eß ich nicht
    und statt der guten alten Nudelsuppe
    bekommen wir jeden Tag die Nazisuppe auf den Tisch
    lauter Nazis statt Nudeln
FRAU BERNHARD
    Mein lieber Mann
    hör mich an
    wir bekommen in ganz Deutschland keine Nudeln mehr
    nur noch Nazis
    ganz gleich wo wir Nudeln einkaufen
    es sind immer nur Nazis
    ganz gleich was für eine Nudelpackung wir aufmachen
    es quellen immer nur noch Nazis heraus
    und wenn wir das Ganze aufkochen
    quillt es fürchterlich auf
    Diese Suppe eß ich nicht
    Ich kann nichts dafür
Alle werfen ihre Suppenlöffel hin
DER JÜNGSTE URENKEL
    Laßt doch die Mutter in Ruhe
FRAU BERNHARD mit dem Gesicht in der deutschen Mutterschürze, kleinlaut
    Schließlich habt ihr ja alle
    den Nazionalsozialismus mit dem Löffel gegessen
Alle stürzen sich auf die Frau Bernhard und erwürgen sie. Der älteste Urenkel schreit in die Stille hinein
    Mutter

ENDE

>B. Traven - Die Baumwollpflücker

B. Traven - Die Baumwollpflücker

ISBN: 9783499105098 | rororo | 1970

Der Roman trägt unverkennbar autobiographische Züge: Gales, ein mittellos durch die Welt trampender Gelegenheitsarbeiter, erzählt in Ich-Form seine Erlebnisse als Baumwollpflücker, Bäcker und Viehtreiber im sozial rückständigen Mexiko der frühen dreißiger Jahre. Überall, wohin er kommt, das gleiche Bild, oft unmenschliche Arbeitsbedingungen und geringer Lohn; einer, der tritt, und einer, der getreten wird. Der packend geschriebene Roman nimmt Partei für die ewig Geprellten und Geschundenen, er appelliert an das Gewissen, um damit den Boden für eine gerechtere Gesellschaftsordnung vorzubereiten.

Gesang der Baumwollpflücker


Vertonung: Anselm Krug

Es trägt der König meine Gabe,
Der Millionär, der Präsident,
Doch ich, der lump'ge Pflücker, habe
in meiner Tasche keinen Cent.
    Trab, trab, aufs Feld!
    Gleich geht die Sonne auf.
    Häng um den Sack,
    Zieh fest den Gurt!
    Hörst du die Waage kreischen? Nur schwarze Bohnen sind mein Essen,
Statt Fleisch ist roter Pfeffer drin,
Mein Hemde hat der Busch gefressen,
Seitdem ich Baumwollpflücker bin.
    Trab, trab, aufs Feld!
    Gleich geht die Sonne auf.
    Häng um den Sack,
    Zieh fest den Gurt!
    Hörst du die Waage brüllen? Die Baumwoll' stehet hoch im Preise,
Ich habe keinen ganzen Schuh,
Die Hose hängt mir fetzenweise
Am Ursch, und ist auch vorn nicht zu.
    Trab, trab, aufs Feld!
    Gleich geht die Sonne auf.
    Häng um den Sack,
    Zieh fest den Gurt!
    Hörst du die Waage wimmern? Und einen Hut hab ich, 'nen alten,
Kein Hälmchen Stroh ist heil daran,
Doch diesen Hut muß ich behalten,
Weil ich ja sonst nicht pflücken kann.
    Trab, trab, aufs Feld!
    Gleich geht die Sonne auf.
    Häng um den Sack,
    Zieh fest den Gurt!
    Siehst du die Waage zittern? Ich bin verlaust, ein Vagabund,
Und das ist gut, das muß so sein, Käm' keine Baumwoll' rein.
    Im Schritt, im Schritt!
    Es geht die Sonne auf.
    Füll in den Sack
    Die Ernte dein!
    Die Waage schlag' in Scherb

Maja Lunde - Die Geschichte der Bienen

Der Hörverlag | mp3-CD: 602 Min | ISBN: 9783844524963 | 2017

Von Bienen und Menschen
Aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein
Lesefassung: Katja Semprich
Gelesen von Bibiana Beglau, Markus Fennert und Thomas M. Meinhardt

England. 1832: William, Biologe, Samenhändler und Vater von acht Kindern. verlässt seit Wochen das Bett nicht. Das Geschäft liegt brach. Doch eine Idee könnte alles verändern: ein völlig neuartiger Bienenstock. Ohio,2007: Der Imker George arbeitet hart für seinen Traum. Der Hof soll größer werden, sein Sohn Tom eines Tages übernehmen. Der aber träumt vom Journalismus. Plötzlich geschieht das Unglaubliche: Die Bienen verschwinden. China, 2098: Die Arbeiterin Tao bestäubt von Hand Bäume, denn Bienen gibt es längst nicht mehr. Mehr als alles andere wünscht sie sich ein besseres Leben für ihren Sohn. Doch dann steht alles auf dem Spiel: das Leben ihres Kindes und die Zukunft der Menschheit.

Aufgrund einer Empfehlung für das Buch, habe ich mir das Hörbuch angehört und es hat mir gut gefallen. Eigentlich müßte der Titel aber heißen: Die Geschichte der Imkerei, hatte mehr Infos zu den Bienen an sich erwartet, aber übers Imkern wußte ich vorher auch recht wenig, das hat sich nun - nachdem ich noch einiges nachgelesen habe - geändert. Ansonsten ist die Geschichte schon sehr bedrückend, insbesondere der Zukunftsteil, wenn man zwischendurch dann noch aktuelle Nachrichten hört. Bei den anderen beiden Handlungssträngen tritt, neben den Bienen, mehr das Vater-Sohn-Problem in den Vordergrund (Georg ging mir arg auf den Nerv), bei William gefiel mir besonders seine Tochter Charline...

Buchcover Shopartikel

Anna Seghers - Das siebte Kreuz / The Seventh Cross

Sieben gekuppte Platanen auf dem »Tanzplatz« des Lagers Westhofen sind durch Querbalken als Folterkreuze für sieben aus dem Lager geflohene Häftlinge hergerichtet. Sechs Männer müssen ihre Flucht bald mit dem Leben bezahlen. Nur dem Mechaniker Georg Heisler gelingt es den Verfolgern zu entkommen. Nach sieben gefährlichen Tagen der Flucht aus dem großen Gefängnis, das Deutschland in den Tagen der Hitlerherrschaft war, findet er den Weg in die Freiheit. Das siebte Kreuz im Lager Westhofen bleibt leer... Dieses Buch, das kurz vor dem zweiten Weltkrieg entstand, zuerst 1942 in englischer Sprache in New York und 1943 in deutscher Sprache in Mexiko erschien, machte Anna Seghers weltberühmt. Es wurde ein Buch das in einer Zeit für Deutschland sprach, als sonst fast nur mit Abscheu von Deutschland gesprochen wurde. Die Passion des ungekreuzigten Heisler ist ein Volksbuch das aus dem durch Hitler erneuerten Mittelalter herausfinden hilft, wie es die Maler und Bildschnitzer vor den Bauernkriegen taten. »Wir fühlten alle«, heißt es am Schluß, »wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, daß es im Innersten etwas gab, das unangreifbar war und unverletzbar...

Irmgard Keun - Nach Mitternacht

Isbn: 9783123524349 | Bastei Lübbe | 1981

Die Haupthandlung spielt während der nationalsozialistischen Diktatur um das Jahr 1936 an zwei Tagen in Frankfurt am Main, mit den Schwerpunkten des Hitlerauftritts am Opernplatz und Liskas Fest. Für die Erzählerin, die 19-jährige Susanne Moder, genannt Sanna, und ihre politisch engagierten Freunde und Bekannten ist es eine Zeit des Umbruchs und der Entscheidungen für ein an das Regime angepasstes Leben oder die Emigration aus Deutschland.
Die Handlung wird aus der Perspektive und in der Umgangssprache einer 16- bzw. 19-Jährigen vorgeführt. Die Ich-Erzählerin Sanna versteht oft nicht die Redeinhalte der Parteileute und intellektuellen Freunde ihres Bruders und deren ideologischen Hintergrund, aber die Autorin lässt sie das Verhalten der Menschen im Alltag und deren Äußerungen mit dem kindlichen, unverbildeten Blick eines Landmädchens beobachten, deren Äußerungen wiedergeben und kommentieren, teilweise ergänzt durch witzig-ironische Bemerkungen einer lebenserfahrenen Frau. Diese Stilbrüche erzielen beim Leser eine komische Wirkung, vor allem wenn dadurch die Phrasen und grotesken Widersprüche der Hitleranhänger und die eigennützigen Umorientierungsversuche vieler Bürger verfremdet und entlarvt werden.
Als aufmerksame Zuhörerin und Beobachterin charakterisiert und parodiert Sanna die Verhaltensweisen z. B. Liskas, Gertis oder Bettys und gibt, v. a. in den Caféhaus-Szenen, Gespräche über die politische Situation in direkter Rede wieder. So bilden die beiden letzten Kapitel (Kap. 6 und 7) für Heini ein Forum seiner Systemkritik-Monologe und der Journalist erscheint durch seinen Selbstmord als konsequente Gegenfigur zum Dichter Algin. Liska und Betty sind die ihnen entsprechenden Frauen. Der Tragik dieser Beziehungen, ergänzt durch das unglückliche Verhältnis Gertis und Dieter Aarons, wird die Flucht des Paares Sanna und Franz als hoffnungsvoller Aspekt gegenübergestellt.
Die Autorin verdichtet die Handlung immer wieder in symbolischen Kontrastsituationen: Hitler mit der leeren Hand und das instrumentalisierte Bertchen Silias mit dem falschen Strauß oder die misslungene Judenerkennung des Stürmermanns. durch Wünschelrute und Horoskop (Kap. 6) und die folgende skurrile Verbrüderung von Nazi und Jude. Ebenso stehen die ausgelassen singenden und tanzenden Gäste auf der Party der unerfüllten Liebe Liskas zu Heini und dessen Selbstmord gegenüber, der den Untergang ihrer politischen Träume spiegelt. Das alles spielt sich in der Beletage ab, während der wegen eines Angriffs auf einen SA-Mann gesuchte Franz im Keller versteckt auf die Flucht mit Sanna wartet. Die tragischen Entscheidungen vor Mitternacht kontrastieren mit der Hoffnung des neuen Tages nach Mitternacht.
Wikipedia

 

Am Opernplatz

Gerti und ich saßen im Esplande, um uns wurde es immer leerer, immer leerer, ganz leer. Alle Juden gingen fort. Aus dem Lautsprecher rasten Reden wie ein Gewitter. Voll war das Café von diesen Reden über den Führer, der kommen werde, über das freie Deutschland, übe die Begeisterung der Menge. Zwei ältere Damen kamen herein, dünn und sauber sahen sie aus, unverheiratet und beschränkten Mitteln, wie reisende Lehrerinnen aus einer kleinen Stadt. Sie bestellten Kaffee und Apfeltorte  mit Sahne. Als sie anfangen wollten zu essen, wurde im Radio das Horst-Wessel-Lied gespielt, die alten Fräuleins ließen ihre Löffel fallen, standen auf, reckten die Arme. Das muß man, weil man nie weiß, wer einen beobachtet und anzeigt. Vielleicht hatten sie voreinander Angst. Gerti und ich standen auch auf.
Still war das Radio für einen Augenblick. Ein Kellner kam und fragte die Gerti, ob sie von einem Balkon aus alles sehen wolle. Weil wir nun schon mal da waren, wollten wir das natürlich. Wir fuhren mit dem Kellner im Lift auf und ab, alle Balkons waren Nester voller Menschen. Aber der Kellner fand noch einen Balkon, in den er uns reinquetschen konnte. Er selbst hatte kein Interesse daran etwas zu sehen.
Ich saß halb auf dem Schoß von einem dicken Mann, sein Gesicht konnte ich nicht richtig erkennen, sein Atem war war wie ein fetter stinkender Ball, der mir immerzu ins Gesicht flog. Hinter uns saßen elegante Herren und Damen, die benahmen sich still und mit vornehmer Aufmerksamkeit wie in der Loge von einem Theater. Und Gerti sagte auch, es komme ihr vor, als hätten wir Freikarten für einen Theaterplatz, auf den wir eigentlich nicht gehören und für den wir nicht passend angezogen seien.
Rechts auf der Seite vom Opernplatz, wo es so parkartig ist, hatte sich ein schwarzes Meer von Menschen gebildet, die bewegten sich auf und ab in langsamen Wellen. Über ihnen schwamm müdes Licht. Auf dem freigelassenen Platz sprangen und rasten erregt einige SS-Leute herum und schwenkten in wilder Aufregung ihre Arme. Danach geschah immer noch nichts.
Manchmal wurden aus dem Meer von Menschen ohnmächtige Frauen von SS-Männern fortgetragen, dadurch wurde den Leuten in den Logenbalkons das Warten nicht zu langweilig.
Dann glitten auf einmal Autos über die Straße - weich und eilig wie fliegende Daunenfedern. Und so schön! Nie in meinem habe ich so wunderbare Autos gesehen. Und so viele Autos kamen, so viele! Alle Gauleiter und zugehörigen hohen Parteimänner fuhren in solchen Autos, es war herrlich. Die sind sicherlich alle furchtbar reich. Denn wenn ich an den Franz denke und mir ausmale, er würde noch hundert Jahre leben und von morgens bis abends arbeiten - wenn er immer Arbeit hätte - und würde hundert Jahre nicht trinken und kein bißchen rauchen und nichts tun als sparen, sparen, sparen - dann könnte er sich in hundert Jahren immer noch nicht so ein Auto kaufen. In tausend Jahren vielleicht. Aber welcher Mensch wird schon tausend Jahre alt.
Es macht mir Freude, die schönen Autos zu sehen, wie wunderbar blanke rasende Käfer sahen sie von oben aus. Und unten die vielen Leute, die wohl längst schon halb tot vom Warten waren, hatten nun auch Freude, daß ihnen endlich was geboten wurde, allerdings konnten ja nur die Vornstehenden was sehen.
Von weitem schwollen Rufe an: Heil Hitler, näher kam der Mengen Ruf herangewellt, immer näher - nun stieg er zu unserem Balkon empor - breit, heiser und etwas müde. Und langsam fuhr ein Auto vorbei, darin stand der Führer wie der Prinz Karneval im Karnevalszug. Aber er war nicht so lustig und fröhlich wie der Prinz Karneval und warf auch keine Bonbons und Sträußchen, sondern hob nur eine leere Hand.
Ein hellblaues Kügelchen rollte auf die Straße, dem Auto entgegen. Das war Bertchen Silias, die zur heutigen Reihendurchbrecherin ernannt worden war, denn oft wünscht der Führer, mit Kindern fotografiert zu werden. Aber diesmal hatte er wohl keine Lust, Bertchen stand als einsamer kleiner Punkt mit einem riesigen Blumenstrauß.
Vorbei war der Führer. SS-Leute umknieten Bertchen, Blitzlicht flammte, es wurde fotografiert. Nun kommt Bertchen vielleicht doch noch in die Zeitung, wenn auch nur mit SS-Leuten statt mit dem Führer. Dadurch wird die Frau Silias einen kleinen Trost haben.
Auf dem langen Balkon des Opernhauses stellten die jetzigen berühmten Männer sich mit Feierlichkeit auf, mit höflichen Verbeugungen gegeneinander, und sie grüßten auch ins Volk.
Sie taten eigentlich nichts interessantes, aber man durfte sie ansehen.
Gerti meinte, man habe eigentlich nicht viel davon, solche führende Männer anzusehen, die führenden Männer hätten sicher viel mehr davon, wenn sie von uns angesehen würden.
Andererseits waren Damen in unserem Balkon, die freuten sich sehr, daß sie so einen General Blomberg erkennen konnten und Göring, weil er so was Rotes an seine Jacke hatte - man weiß ja von Fotografien her, daß er immer gern aparte Kostüme trägt. Trotzdem er doch eigentlich schon jetzt so bekannt ist, daß er durch besondere Kleidung nicht mehr auffallen braucht.
Zum Algin kommt manchmal ein junger Mann, der ist Schauspieler und findet kein Engagement und muß durch seine Erscheinung wirken und trägt darum leuchtende Schweinslederhandschuhe. Der Göring hat aber doch in seiner Art schon ein Engagement. Andererseits kommen ja auch fertige Filmschauspieler nie zur Ruhe und müssen auch immer wieder von neuem dem Publikum das Äußerste an Mode und Glanz bieten. So ein Göring muß sicher dauern nachdenken, um einem Volk immer Neuigkeiten vorführen zu können. Und dabei müssen diese Männer auch noch immer Zeit zum regieren finden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie das alles schaffen. Der Führer gibt doch schon fast sein ganzes Leben hin, für sein Volk fotografiert zu werden. Man stelle sich nur so eine ungeheure Leistung vor: ununterbrochen sich mit Kindern und Lieblingshunden, im Freien und in Zimmern - immerzu. Und außerdem ständig mit Flugzeugen zu fahren und in langen Wagneropern sitzen, weil das deutsche Kunst ist, für die er sich auch opfert.
Berühmtheit fordert immer Opfer, das habe ich mal in einem Artikel über Marlene Dietrich gelesen. Es heißt ja immer, der Führer würde nur Radieschen essen und Schwarzbrot mit Klatschkäse. Das ist auch so ein Opfer für den Ruhm. Die Filmschauspielerinnen von Hollywood essen manchmal noch viel weniger, weil sie nicht dick werden dürfen. Und sie trinken und rauchen auch nicht, wegen der Schönheit. Die Liska hungert sich manchmal halb tot, nur um abzunehmen.
Ich könnte mir denken, daß unserem Führer daran liegt, eine besonders schlanke Figur zu haben, da er doch immerzu fotografiert und in Wochenschauen und Reichsparteitagfilmen vorgeführt wird. Er möchte vielleicht auch einen Gegensatz bilden zu Göring und dem Minister Ley und vielen Bürgermeistern und Ministern, die wirklich alle auffallend zugenommen haben. Das kann man ja täglich an ihren Bilder in den Illustrierten erkennen.
Da standen diese Herrschaften nun persönlich auf dem Balkon des Opernhauses. Sie blieben erleuchtet, sonst war Nacht. Die Lichter des Platzes wurden gelöscht, damit die Reichswehr zu richtiger Geltung kommen konnte. Denn die hatte blinkende Stahlhelme auf und brennende Fackeln in den Händen, damit tanzte sie zu militärischen Musikklängen eine Art Ballett. Es handelte sich um einen Zapfenstreich und stellte einen historischen Moment dar und sah sehr hübsch aus.
Die Welt war groß und dunkelblau, die tanzenden Männer waren schwarz und gleichmäßig - ohne Gesichter und stumm, in schwarzer Bewegung. Ich habe in einem Kulturfilm mal Kriegstänze von Negern gesehen, die waren etwas lebhafter, aber der Tanz der Reichswehr hat mir auch sehr gut gefallen.

Wiglaf Droste

* 27. Juni 1961 † 15. Mai 2019

 

Radikaler Dichter, linker Großautor

Die deutsche Sprache war Drostes Kleinod, das er nicht spießig bewahren wollte, sondern beständig und zärtlich und hartnäckig verführte, sich zu immer neuen Höhen aufzuschwingen; in deren historische Tiefen er abtauchte, um „ramentern" und „Rabatten" aus der Versenkung zu holen.

Ambros Waibel


Der Tucholsky unserer Tage

Mitunter noch vor sechs Uhr gibt er sich die Ehre, den ersten Sonnenstrahl eines liebevollen Gedankens ungehemmt durch sich hindurch auf’s Papier fluten zu lassen: Über gutes Essen, über wundervolle Frauen. Oder er räumt umsichtig einen aktuellen Sprachunfall von der Straße, noch bevor wir daran verunglücken können. Oder er liebt einfach: Peter Hacks, Dashiell Hammett, Vincent Klink oder den großen Mitelch Harry Rowohlt.

Friedrich Küppersbusch


Von allen Wiglaf ­Drostes auf dieser Welt war er der Wiglaf Drosteste!

Ralf Sotschek


Grönemeyer kann nicht tanzen
 

Musse feife inne Wind (mit Funny van Dannen)


Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv


Familienbande


Über das Proletariat

Heinrich Böll

Heinrich Böll

* 21. Dezember 1917 † 16. Juli 1985

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

»Die Erzählung beschreibt, wie eine bisher unbescholtene Frau wegen ihrer Freundschaft zu einem Straftäter Opfer der menschenverachtenden Berichterstattung der Boulevardpresse wird, besonders eines bestimmten Blattes, das nur „ZEITUNG" genannt wird. Sie wird über einen längeren Zeitraum mehrfach in verschiedenen Varianten als eiskalte, berechnende „Terroristenbraut" verunglimpft und damit vor ihrem gesamten Umfeld bloßgestellt. In der Folge erhält sie zudem eine Vielzahl von obszönen, hasserfüllten und beleidigenden anonymen Anrufen und Briefen. Nachdem als Folge der Ereignisse auch noch ihre bereits zuvor schwerkranke Mutter stirbt, tötet sie schließlich aus Wut und Verzweiflung den verantwortlichen Reporter.« Wikipedia

Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.

In das Journalistenlokal bin ich nur gegangen, um ihn mir mal anzuschauen. Ich wollte wissen, wie solch ein Mensch aussieht, was er für Gebärden hat, wie er spricht, trinkt, tanzt- dieser Mensch, der mein Leben zerstört hat. Ja, ich bin vorher in Konrads Wohnung gegangen und habe mir die Pistole geholt, und ich habe sie sogar selbst geladen. Das hatte ich mir genau zeigen lassen, als wir damals im Wald geschossen haben. Ich wartete in dem Lokal eineinhalb bis zwei Stunden, aber er kam nicht. Ich hatte mir vorgenommen, wenn er zu widerlich wäre, gar nicht zu dem Interview zu gehen, und hätte ich ihn vorher gesehen, wäre ich auch nicht hingegangen. Aber er kam ja nicht in die Kneipe.

Um den Belästigungen zu entgehen, habe ich den Wirt, er heißt Kraffluhn, Peter, und ich kenne ihn von meinen Nebenbeschäftigungen her, wo er manchmal als Oberkellner aushilft - ich habe ihn gebeten, mich beim Ausschank hinter der Theke helfen zu lassen. Peter wußte natürlich, was in der ZEITUNG über mich gelaufen war, er hatte mir versprochen, mir ein Zeichen zu geben, wenn Tötges auftauchen sollte. Ein paarmal, weil ja nun Karneval war, habe ich mich auch zum Tanz auffordern lassen, aber als Tötges nicht kam, wurde ich doch sehr nervös, denn ich wollte nicht unvorbereitet mit ihm zusammentreffen. Nun, um zwölf bin ich dann nach Hause gefahren, und es war mir scheußlich in der verschmierten und verdreckten Wohnung. Ich habe nur ein paar Minuten warten müssen, bis es klingelte, gerade Zeit genug, die Pistole zu entsichern und griffbereit in meiner Handtasche zu plazieren. Ja und dann klingelte es, und er stand schon vor der Tür, als ich aufmachte, und ich hatte doch gedacht, er hätte unten geklingelt, und ich hätte noch ein paar Minuten Zeit, aber er war schon mit dem Aufzug raufgefahren, und da stand er vor mir, und ich war erschrocken. Nun, ich sah sofort, welch ein Schwein er war, ein richtiges Schwein. Und dazu hübsch. Was man so hübsch nennt. Nun, Sie haben ja die Fotos gesehen. Er sagte »Na, Blümchen, was machen wir zwei denn jetzt?« Ich sagte kein Wort, wich ins Wohnzimmer zurück, und er kam mir nach und sagte: -Was guckst du mich denn so entgeistert an, mein Blümelein - ich schlage vor, daß wir jetzt erst einmal bumsen.« Nun, inzwischen war ich bei meiner Handtasche, und er ging mir an die Kledage, und ich dachte: »Bumsen, meinetwegen«, und ich hab die Pistole rausgenommen und sofort auf ihn geschossen. Zweimal, dreimal, viermal. Ich weiß nicht mehr genau. Wie oft, das können Sie ja in dem Polizeibericht nachlesen. Ja, nun müssen Sie nicht glauben, daß es was Neues für mich war, daß ein Mann mir an die Kledage wollte - wenn Sie von Ihrem vierzehnten Lebensjahr an, und schon früher, in Haushalten arbeiten, sind Sie was gewohnt. Aber dieser Kerl - und dann »Bumsen«, und ich dachte: Gut, jetzt bumst's. Natürlich hatte er damit nicht gerechnet, und er guckte mich noch 'ne halbe Sekunde oder so erstaunt an, so wie im Kino, wenn einer plötzlich aus heiterem Himmel erschossen wird. Dann fiel er um, und ich glaube, daß er tot war.

Heinrich Mann - Der Untertan
Isbn: 9783423002561 | Dtv | 1981

Der Sozialdemokrat Napoleon Fischer

Der Papierfabrikant Diederich Heßling, untertänigster Untertan seiner kaiserlichen Majestät Kaiser Wilhelm II., und sein Maschinenmeister, der Sozialdemokrat Napoleon Fischer möchten in den örtlichen Stadtrat gewählt werden:
Der Nachmittag gehörte einer schwierigeren Aufgabe. Diederich ließ Napoleon Fischer hinauf in seine Privatwohnung kommen.
„Herr Fischer," sagte er und wies ihm einen Stuhl an, „ich empfange Sie hier und nicht in meinem Bureau, weil den Herrn Sötbier unsere Angelegenheiten nichts angehen. Es betrifft nämlich die Politik."
Napoleon Fischer nickte, als habe er sich dies schon gedacht. Er schien an solche vertraulichen Unterredungen nunmehr gewöhnt, auf Diederichs ersten Wink griff er sogleich in die Zigarrenkiste; er schlug sogar das Bein über.
Diederich war weit weniger sicher; er schnaufte - und dann entschloß er sich, ohne Umschweife, mit brutaler Ehrlichkeit auf sein Ziel loszugehen. Bismarck hatte es auch so gemacht.
„Ich will nämlich Stadtverordneter werden," erklärte er, „und dazu brauche ich Sie."
Der Maschinenmeister warf ihm einen Blick von unten zu. „Ich Sie auch", sagte er. „Denn ich will auch Stadtverordneter werden."
„Nanu, na hören Sie mal! Ich war auf manches gefaßt ..."
„Sie hatten wohl schon wieder ein paar Doppelkronen in der Hand?" - und der Proletarier fletschte die gelben Zähne. Er versteckte sein Grinsen gar nicht mehr. Diederich begriff, daß in Wahlsachen weniger leicht mit ihm zu reden sein werde als über eine geschundene Arbeiterin. „Nämlich, Herr Doktor," begann Napoleon, „den einen von den beiden Sitzen hat meine Partei bombensicher. Den anderen kriegen wahrscheinlich die Freisinnigen. Wenn Sie die 'rausschmeißen wollen, brauchen Sie uns."
„So weit seh' ich es ein", sagte Diederich. „Ich habe zwar auch den alten Buck für mich. Aber seine Leute sind vielleicht nicht alle so vertrauensselig, daß sie mich wählen, wenn ich mich als Freisinniger aufstellen lasse. Sicherer ist es, ich vertrage mich auch mit Ihnen."
„Und ich hab' auch schon 'ne Ahnung, wieso Sie das machen können", erklärte Napoleon. „Weil ich nämlich schon längst 'n Auge auf Herrn Doktor habe, ob er nun nicht bald in die politische Arena 'reinsteigt."
Napoleon blies Ringe, so sehr war er auf der Höhe!
„Ihr Prozeß, Herr Doktor, und dann das mit dem Kriegerverein und so, das war alles ganz schön, als Reklame. Aber für einen Politiker heißt es doch immer: wie viele Stimmen krieg' ich."
Napoleon teilte aus dem Schatz seiner Erfahrungen mit! Als er vom „nationalen Rummel" sprach, wollte Diederich protestieren; aber Napoleon fertigte ihn schnell ab.
„Was wollen Sie denn? Wir in unserer Partei haben gewissermaßen allerhand Achtung vor dem nationalen Rummel. Bessere Geschäfte sind allemal damit zu machen als mit dem Freisinn. Die bürgerliche Demokratie fährt bald in einer einzigen Droschke ab."
„Und die vermöbeln wir ihr auch noch!" rief Diederich. Die Bundesgenossen lachten vor Vergnügen. Diederich holte eine Flasche Bier.
„A-ber", machte der Sozialdemokrat; und er rückte mit seiner Bedingung heraus: ein Gewerkschaftshaus, bei dessen Bau die Partei von der Stadt zu unterstützen war! ... Diederich sprang vom Stuhl. „Und das erdreisten Sie sich von einem nationalen Mann zu verlangen?"
Der andere blieb gelassen und ironisch. „Wenn wir dem nationalen Mann nicht helfen, daß er gewählt wird, wo bleibt dann der nationale Mann?" - Und Diederich mochte sich empören oder um Gnade flehen, er mußte auf ein Blatt Papier schreiben, daß er für das Gewerkschaftshaus nicht nur selbst stimmen, sondern auch die ihm nahestehenden Stadtverordneten bearbeiten werde. Darauf erklärte er barsch die Unterredung für beendet und nahm dem Maschinenmeister die Bierflasche aus der Hand. Aber Napoleon Fischer zwinkerte.
Überhaupt dürfe der Herr Doktor froh sein, daß er mit ihm und nicht mit dem Parteibudiker Rille verhandele. Denn Rille, der für seine eigene Wahl agitiere, wäre zu dem Kompromiß nicht zu haben gewesen. Und in der Partei seien die Meinungen geteilt; Diederich habe also allen Grund, in der ihm nahestehenden Presse etwas für die Kandidatur Fischer zu tun. „Wenn fremde Leute, zum Beispiel Rille, sollten die Nase in Ihre Geschichten stecken, Herr Doktor, dafür werden Sie sich wohl bedanken. Bei uns beiden ist es was anderes. Wir haben schon mehr Dreck zusammen verscharrt."
Damit ging er und überließ Diederich seinen Gefühlen. „Schon mehr Dreck zusammen verscharrt!" dachte Diederich, und Angstschauer kreuzten sich in ihm mit Wallungen des Zorns. Das durfte der Hund ihm sagen, sein eigener Kuli, den er jeden Augenblick auf die Straße werfen konnte! Vielmehr, leider ging das nicht, denn es war wahr, sie hatten Dreck verscharrt. Der Holländer! Die geschundene Arbeiterin! Eine Vertraulichkeit zog die andere nach sich: jetzt waren Diederich und sein Prolet nicht nur im Betrieb aufeinander angewiesen, sondern auch politisch. Am liebsten hätte Diederich mit dem Parteibudiker Rille angebunden; aber dann war zu fürchten, daß Napoleon Fischer in seiner Rachsucht auspackte, was er wußte. Diederich sah sich genötigt, ihm auch noch gegen Rille zu helfen. „Aber" - er schüttelte die Faust gegen die Zimmerdecke - „wir sprechen uns wieder. Und wenn es zehn Jahre dauert, die Abrechnung kommt!"

Nachdem beide es in den Stadtrat geschafft haben, möchte so ein Sozialdemokrat ja seine Sache auch an höherer Stelle vorantreiben:
Diese Nummer des Lokal-Anzeigers trug Diederich schon acht Tage lang auf dem Herzen, da schlich er sich um die stillste Vormittagsstunde, unter Vermeidung der Kaiser-Wilhelm-Straße, von rückwärts in die Bierstube von Klappsch, wo er Gesellschaft fand: Napoleon Fischer und der Parteiwirt Rille. Obwohl das Lokal ganz leer war, zogen die drei sich in den äußersten Winkel zurück;
Fräulein Klappsch ward, kaum daß sie das Bier gebracht hatte, hinausgeschickt; und Klappsch selbst, der an der Tür horchte, hörte nur tuscheln. Er versuchte die Klappe zu Hilfe zu nehmen, durch die er bei stärkerem Besuch die Gläser hineinreichte; aber Rille, der damit Bescheid wußte, schlug sie ihm vor der Nase zu.
Immerhin hatte der Wirt bemerkt, daß Doktor Heßling aufgesprungen war und im Begriff schien, wegzugehen. Dazu werde er als nationaler Mann niemals die Hand bieten!... Später aber wollte Fräulein Klappsch, die zum Zahlen gerufen ward, doch ein Papier gesehen haben, das von allen drei unterschrieben war.

Wie der Kaiser zum Denkmal kommt und Napoleon Fischer in den Reichstag
Diederich Heßling beim Reichstagspräsidenten von Wulckow:

„Doktorchen, ich bin auch nicht von gestern. Legen Sie los, was haben Sie mit Ihrem Maschinenmeister ausgeknobelt?"
Da er Diederich wanken sah, fuhr Wulckow fort: „Das ist auch einer von den Altgedienten, wie, Herr Stadtverordneter?"
Diederich schluckte, er sah, daß es keinen Umweg mehr gab. „Herr Präsident", sagte er mit einem Entschluß; und dann leise und hastig: „Der Mann will in den Reichstag, und vom nationalen Standpunkt ist er besser als Heuteufel. Denn erstens werden viele Freisinnige vor Schreck national werden, und zweitens kriegen wir, wenn Napoleon Fischer gewählt wird, in Netzig ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Ich habe es schriftlich."
Er breitete ein Papier hin vor den Präsidenten. Wulckow las, dann stand er auf, warf den Stuhl mit dem Fuß fort und ging, Rauch ausstoßend, durch das Zimmer. „Also Kühlemann kratzt ab, und von seiner halben Million baut die Stadt kein Säuglingsheim, sondern ein Kaiser-Wilhelm-Denkmal." Er blieb stehen.
„Merken Sie sich das, mein Lieber, in Ihrem eigensten Interesse! Wenn Netzig nachher einen Sozialdemokraten im Reichstag, aber keinen Wilhelm den Großen hat, dann lernen Sie mich kennen. Ich mache Frikassee aus Ihnen! Ich schlag' Sie so klein, daß Sie nicht mal mehr im Säuglingsheim Aufnahme finden!"