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BAP - Ein für allemohle

Album: Sonx, 2004 cover

 
Mai '42 wohr se sibbe, met Sommersprosse 'n blonde Hoor. Die »Dausend Bomber övver Kölle» wohrn eez dä Ahnfang, aff do Fass jede Naach Alarmsirene, fass jede Naach enn Duudesangs Met Mamm un Schwester un däm Kleine die Strooß erunder nohm Bunker jerannt, Off als et leechterloh brannt.

»En einzije Naach bloß un du häss ein für allemohle jeliert, Verschött enn 'nem Keller, wer sämpliche Kreeje sick jeher verliert.«

All die Pulsschlääsch em Stockdunkle, all dä Krach, all dä Jestank, All dä Stöbb enn Kinderlunge, all dä Rauch, all die Angs, All die Wunde, all die Träne, all dat Bloot un all dä Dreck, All die Duude ohne Name, zerfetz, verrenk un versengk, Die kräät se nie mieh verdrängk.

»En einzije Naach bloß un du häss ein für allemohle jeliert, Verschött enn 'nem Keller, wer sämpliche Kreeje sick jeher verliert.« Die Brosch met däm Anker nevve däm joldne Häzz, Rääts un links vun däm Krüzz, hatt ihre Bapp noch jescheck, Eh dat e' vermess wood, irj'ndwo'n enn der Normandie verreck, Jed'nfalls kohm dä nie zoröck, nä, dä kohm nie zoröck. »En einzije Naach bloß un du häss ein für allemohle jeliert, Verschött enn 'nem Keller, wer sämpliche Kreeje sick jeher verliert.«


Mai '42 war sie sieben, mit Sommersprossen und blondem Haar. Die »Tausend Bomber über Köln» waren erst der Anfang, ab da Fast jede Nacht Alarmsirenen, fast jede Nacht in Todesangst Mit Mutter, Schwester und dem Kleinen die Straße runter zum Bunker gerannt, Oft als es lichterloh brannte.

»Eine einzige Nacht bloß und du hast ein für allemal gelernt, Verschüttet im Keller, wer sämtliche Kriege seit jeher verliert.«

All die Pulsschläge im Stockdunkeln, all der Krach, all der Gestank, All der Staub in Kinderlungen, all der Rauch, all die Angst, All die Wunden, all die Tränen, all das Blut und all der Dreck, All die Toten ohne Namen, zerfetzt, verrenkt und versengt, Bekommt sie nie mehr verdrängt.

»Eine einzige Nacht bloß und du hast ein für allemal gelernt, Verschüttet im Keller, wer sämtliche Kriege seit jeher verliert.«

Die Brosche mit dem Anker neben dem goldenen Herz, Rechts und links von dem Kreuz, hat ihr Vater noch geschickt, Ehe er vermisst war, irgendwo in der Normandie verreckt, Jedenfalls kam er nie zurück, nein, der kam nie zurück. »Eine einzige Nacht bloß und du hast ein für allemal gelernt, Verschüttet im Keller, wer sämtliche Kriege seit jeher verliert.«

Joan Baez - With God on Our Side

Album: The First Ten Years, 1970 cover

Bob Dylan: Album: The Times They Are A Changin', 1964 cover

Oh my name it is nothin'
My age it means less
The country I come from
Is called the Midwest
I's taught and brought up there
The laws to abide
And that land that I live in
Has God on its side.

Oh the history books tell it
They tell it so well
The cavalries charged
The Indians fell
The cavalries charged
The Indians died
Oh the country was young
With God on its side.

Oh the Spanish-American
War had its day
And the Civil War too
Was soon laid away
And the names of the heroes
I's made to memorize
With guns in their hands
And God on their side.

Oh the First World War, boys
It closed out its fate
The reason for fighting
I never got straight
But I learned to accept it
Accept it with pride
For you don't count the dead
When God's on your side.

When the Second World War
Came to an end
We forgave the Germans
And we were friends
Though they murdered six million
In the ovens they fried
The Germans now too
Have God on their side.

I've learned to hate Russians
All through my whole life
If another war starts
It's them we must fight
To hate them and fear them
To run and to hide
And accept it all bravely
With God on my side.

But now we got weapons
Of the chemical dust
If fire them we're forced to
Then fire them we must
One push of the button
And a shot the world wide
And you never ask questions
When God's on your side.

In a many dark hour
I've been thinkin' about this
That Jesus Christ
Was betrayed by a kiss
But I can't think for you
You'll have to decide
Whether Judas Iscariot
Had God on his side.

So now as I'm leavin'
I'm weary as Hell
The confusion I'm feelin'
Ain't no tongue can tell
The words fill my head
And fall to the floor
If God's on our side
He'll stop the next war.

Kai Degenhardt - Desertieren

Album: Briefe aus der Ebene, 2002 cover

Wenn das Schreien wilder Gänse durch die Sommernacht
meinen Traum zerreißt und ich lieg noch wach,
wie der Tagmond am Himmel die Sonne streift,
und auf dem Ast vorm Fenster aufgereiht,
selbst die Raben frieren.

Beim Geschwafel über Coolness und Verantwortung
auf allen Kanälen, jedem Podium
man den Vorteil preist und die Solidarität,
wenn die Fahnen knallen, wo kein Laufthauch geht,
werde ich desertieren.

Schmeiß die Gitarre ins Auto,
dreh die Fenster runter,
um dem Fahrtwind nachzuspüren.
Da ist nichts, was ich verlier.
In die Dämmerung hinein,
und wenn die Sonne morgen steigt
liegt die Grenze hinter mir.

Ich stehe neben P.T. vorm SuperU,
und erneure meinen Schwur
mit einem Schluck hinüber zur Champagne.
Ich ruhe mich aus am Fuß des Mont Ventoux
Für meine Tingeltangel-Tour
von der Provence in die Bretagne.

Ich spiel die Straßen
von Grasse bis St. Marie
die Hafenpromenaden
und den Place-de-la-Comédie.
Trink den schweren Roten
und Käse zum Dessert,
schlaf im Wagen, wenn der Mond scheint,
lieg ich draußen am Meer.

Bin desertiert.
Die Gitarre im Auto
und die Fenster unten,
riech ich wie das Wetter wird.
Da ist nichts was ich verlier.
In die Dämmerung hinein
und wenn die Sonne morgen steigt
liegt die Grenze weit hinter mir.

An meinen Off-Day im Katharer-Land
Schick ich an Mary einen Brief,
Lederstiefel to the one I love.
Fahre weiter über den Atlantikstrand,
lieg in den Dünen von Contis,
sitz in der Bar am Hafen von Roscoff,

Schreibe ein zwei Verse
zwischen Muscheln und Bier,
nehme die Fähre um drei,
setze über nach Rosslare.
Spiel meinen letzten Gig
in Hughe's Pub
ending up with Mary's Jig,
nehme die Coastroad und hau ab.

Ich bin desertiert.
Die Gitarre im Auto
und die Fenster unten,
riech ich wie das Wetter wird.
Da ist nichts, was ich verlier.
In die Dämmerung hinein,
und wenn die Sonne morgen steigt
liegt auch diese Grenze hinter mir.

Freiheit

Konstantin Wecker - Willy 2015

Freiheit hoaßt koa Angst habn, vor neamands

Album: Ohne Warum 2015 cover

Mei Willy, jetzt is wieder ganz schön was los hier bei uns und ich muss dich unbedingt noch einmal stören, nachdem ich mich über zehn Jahre nicht mehr zu Wort gemeldet hab.

Vielleicht bin ich ja zu hellhörig und ich hör die Flöhe husten, aber ich hab Angst, dass wir - hundert Jahre nach dem ersten Weltkrieg - wieder kurz vor einem neuen großen Krieg stehen.

Woasst es no, 68 war des, wo wir miteinander gegen den Krieg demonstriert haben, mei wia lang is des her. Fast a halbs Jahrhundert!

Damals san bloß de Amis in Vietnam g'standen, heit stehn wir Deutschen fast überall auf der Welt mit unsere Soldaten. I hätt's ja nicht geglaubt, dass´ wieder so weit kommt mit Deutschland.

Aber die Zeichen stehen auf Aufrüsten, und da hat wohl eine gewaltige Lobby ein gewaltiges finanzielles Interesse dran.

Kaputt machen, wieder aufbauen, neue Märkte, neue Waffen, neue Särge, neues Geld - das ist nun mal der Hauptantrieb unseres völlig kranken Wirtschaftssystems.

Die Medien manipulieren wie schon lange nicht mehr und was gut ist und böse, richtig und falsch wird uns wie eine bittere Medizin tagtäglich eingeflößt.

Und unsere Regierung? Die GroKo? Die schert sich wie gewohnt einen Dreck um das, was wir wollen.

Wenn die alle Leut´ fragen würden ob sie einen Krieg wollen, was glaubst du würden die Leut´ sagen?

Aber sie fragen nicht, sondern erklären uns, dass diesmal Deutschland statt am Hindukusch auf der Krim verteidigt wird.

Und sie wissen genau: Wiederholungen sind mächtiger als die Wahrheit, weil Menschen nun mal falscher Kriegspropaganda mehr Glauben schenken, je öfter sie die hören.

Mei Willy, manches bleibt erschreckend aktuell, woaßt as no, 1992 hab i gsungen:

Gestern habns an Willy daschlagn,
und heit und heit und heit und heit fangt des ois wieder an.

Und die Friedensbewegung?

Statt dass sich Hunderttausende gegen den drohenden Wahnsinn erheben, laufen sie in Scharen irgendwelchen völkischrassistischen Schwachköpfen und Möchtegernadolfs hinterher und kämpfen gegen die Islamisierung des Abendlandes.

Vor allem in Dresden, dieser schönen Stadt Erich Kästners, einer Stadt mit gerade mal 2,2 Prozent Ausländeranteil - diese Pegidisten sollten eher Angst haben vor einer Idiotisierung des Abendlandes.

Es wäre ja gut, wenn so viele auf die Straße gehen und sich empören, das gehört zum Wesen der Demokratie - aber bei Pegida machen es sich die Menschen zu einfach. Sie sind nicht bereit oder einfach nicht fähig, den wahren Gründen auf die Schliche zu kommen. Stattdessen sucht man sich die Ärmsten der Armen, um einen Schuldigen zu finden: die Flüchtlinge. Und dann wird da noch unterschieden zwischen Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlingen. Als ob die sogenannten Wirtschaftsflüchtlinge nicht deswegen vor Hunger und Not fliehen, weil auch wir sie mit unserem Wirtschaftssystem und unserem Wohlstand in die Armut getrieben haben.

Aufklärung ist das Gebot der Stunde!

Den wahren Ursachen müssten sie auf den Grund gehen. Schon seit langem frage ich mich, weshalb es nicht jedem klar denkenden Menschen offensichtlich ist, dass jemand, der sich bereichert, weil er aus Geld mehr Geld macht, schlicht zu den Strauchdieben unserer Gesellschaft zählt, weshalb es auch eine Riesensauerei ist, die Armen, die Flüchtlinge, die Arbeitslosen und wen auch sonst noch mit derartigen Vorwürfen zu überziehen, gipfelnd in Entmenschlichungsvokabeln wie Schmarotzer oder Parasiten.
Nennen wir sie daher ruhig beim Namen, diese wirklichen Wegelagerer: es sind die Finanzspekulanten, die das Geld als Waffe benutzen, um anderen, den arbeitenden Menschen, das eigentlich wohlverdiente Geld zu klauen.

Gestern habns an Willy daschlagn,
und heit und heit und heit und heit fangt des ois wieder an.

Gestern habns an Willy daschlagn,
und heit und heit und heit und heit fangt des ois wieder an.

Du woaßt as Willy, i war immer Pazifist und da hat mas nicht leicht in diesen Zeiten.

PazifistInnen wurden und werden gerne verlacht, verspottet, beschimpft und beleidigt.

Man wirft uns Naivität vor. Na und? Lieber naiv als korrupt. Lieber seh ich die Welt mit Kinderaugen als mit den verblendeten Augen der Macht und der Gier. Wir sind angeblich feige, wir sollen Weicheier sein. Fragt sich, wie tapfer und harteiig es ist, andere für das eigene Wohlbefinden auf das Schlachtfeld zu schicken.

Sollen doch all die harten Männer spotten und schimpfen. Mein sanfter Vater hatte unter der Schreckensherrschaft Hitlers den Kriegsdienst verweigert. Und ich bin es seinem Andenken schuldig, nicht aufzugeben.

Ich möchte nicht, dass die Stimme des Pazifismus verlorengeht in einer Zeit des erneuten Säbelrasselns. Ich verstehe mich auch nicht einfach nur als ,,friedensbewegt" - nein, ich bin radikaler: Ich bin Pazifist und Romantiker, Träumer und Barde und ich glaube weiter an die Kraft der gewaltfreien Veränderung. Ungehorsam ist gefragt, Willy, Ungehorsam! Wir sollten Schulen des Ungehorsams gründen, um ein Gegengewicht zu schaffen gegen die Gehorsamsschulen des Militärs. Und zuallererst müssen wir PazifistInnen uns gegen die Nebelkerzen wehren, mit denen wir täglich beschossen werden.

Aber wenn sich der Nebel endlich gelichtet hat, sind wir dann auch bereit, aufzustehen? Was wäre, wenn der Friede kein Wunder bräuchte, sondern eine Revolution?

Ja - eine Revolution, Willy. Denn bei Heckler & Koch und Co knallen angesichts der weltweiten Kriege doch schon die Champagnerkorken an die Lüster.

Wir bräuchten wieder einen wie dich Willy.

Einen wie dich, einen der sein Maul aufmacht und schreit: ,,Halts Mei Faschist. Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg."

Aber i woaß, einige machen weida Willy, und die werden auch mehrer werdn, so wie du gesagt hast:

"Ma muass weiterkämpfen, weiterkämpfen, a wenn die ganze Welt an Arsch offen hat."

Gestern habns an Willy daschlagn,
aber heit, aber heit aber heit, heit halt ma zsamm.

Gestern habns an Willy daschlagn,
und heit, und heit und heit und heit halt ma zsamm.

Forum in der Duisburger Fußgängerzone beim Weihnachtsmarkt

Zugang zum Himmel

Und Jesus aber rief: „Macht meines Vaters Haus nicht zum Kaufhaus!“ Und als die Händler waren aus den Tempeln vertrieben, da gingen die Händler hin und bauten sich ihre eigenen Tempel. Und auf daß sie nie wieder abgeschnitten seien, bauten sie sich auf ihre Tempel ihren eigenen Zugang zum Himmel.

Pink Floyd - Money