Skip to content

Heinrich Böll

Heinrich Böll

* 21. Dezember 1917 † 16. Juli 1985

Die verlorene Ehre der Katharina Blum

»Die Erzählung beschreibt, wie eine bisher unbescholtene Frau wegen ihrer Freundschaft zu einem Straftäter Opfer der menschenverachtenden Berichterstattung der Boulevardpresse wird, besonders eines bestimmten Blattes, das nur „ZEITUNG" genannt wird. Sie wird über einen längeren Zeitraum mehrfach in verschiedenen Varianten als eiskalte, berechnende „Terroristenbraut" verunglimpft und damit vor ihrem gesamten Umfeld bloßgestellt. In der Folge erhält sie zudem eine Vielzahl von obszönen, hasserfüllten und beleidigenden anonymen Anrufen und Briefen. Nachdem als Folge der Ereignisse auch noch ihre bereits zuvor schwerkranke Mutter stirbt, tötet sie schließlich aus Wut und Verzweiflung den verantwortlichen Reporter.« Wikipedia

Personen und Handlung dieser Erzählung sind frei erfunden. Sollten sich bei der Schilderung gewisser journalistischer Praktiken Ähnlichkeiten mit den Praktiken der Bild-Zeitung ergeben haben, so sind diese Ähnlichkeiten weder beabsichtigt noch zufällig, sondern unvermeidlich.

In das Journalistenlokal bin ich nur gegangen, um ihn mir mal anzuschauen. Ich wollte wissen, wie solch ein Mensch aussieht, was er für Gebärden hat, wie er spricht, trinkt, tanzt- dieser Mensch, der mein Leben zerstört hat. Ja, ich bin vorher in Konrads Wohnung gegangen und habe mir die Pistole geholt, und ich habe sie sogar selbst geladen. Das hatte ich mir genau zeigen lassen, als wir damals im Wald geschossen haben. Ich wartete in dem Lokal eineinhalb bis zwei Stunden, aber er kam nicht. Ich hatte mir vorgenommen, wenn er zu widerlich wäre, gar nicht zu dem Interview zu gehen, und hätte ich ihn vorher gesehen, wäre ich auch nicht hingegangen. Aber er kam ja nicht in die Kneipe.

Um den Belästigungen zu entgehen, habe ich den Wirt, er heißt Kraffluhn, Peter, und ich kenne ihn von meinen Nebenbeschäftigungen her, wo er manchmal als Oberkellner aushilft - ich habe ihn gebeten, mich beim Ausschank hinter der Theke helfen zu lassen. Peter wußte natürlich, was in der ZEITUNG über mich gelaufen war, er hatte mir versprochen, mir ein Zeichen zu geben, wenn Tötges auftauchen sollte. Ein paarmal, weil ja nun Karneval war, habe ich mich auch zum Tanz auffordern lassen, aber als Tötges nicht kam, wurde ich doch sehr nervös, denn ich wollte nicht unvorbereitet mit ihm zusammentreffen. Nun, um zwölf bin ich dann nach Hause gefahren, und es war mir scheußlich in der verschmierten und verdreckten Wohnung. Ich habe nur ein paar Minuten warten müssen, bis es klingelte, gerade Zeit genug, die Pistole zu entsichern und griffbereit in meiner Handtasche zu plazieren. Ja und dann klingelte es, und er stand schon vor der Tür, als ich aufmachte, und ich hatte doch gedacht, er hätte unten geklingelt, und ich hätte noch ein paar Minuten Zeit, aber er war schon mit dem Aufzug raufgefahren, und da stand er vor mir, und ich war erschrocken. Nun, ich sah sofort, welch ein Schwein er war, ein richtiges Schwein. Und dazu hübsch. Was man so hübsch nennt. Nun, Sie haben ja die Fotos gesehen. Er sagte »Na, Blümchen, was machen wir zwei denn jetzt?« Ich sagte kein Wort, wich ins Wohnzimmer zurück, und er kam mir nach und sagte: -Was guckst du mich denn so entgeistert an, mein Blümelein - ich schlage vor, daß wir jetzt erst einmal bumsen.« Nun, inzwischen war ich bei meiner Handtasche, und er ging mir an die Kledage, und ich dachte: »Bumsen, meinetwegen«, und ich hab die Pistole rausgenommen und sofort auf ihn geschossen. Zweimal, dreimal, viermal. Ich weiß nicht mehr genau. Wie oft, das können Sie ja in dem Polizeibericht nachlesen. Ja, nun müssen Sie nicht glauben, daß es was Neues für mich war, daß ein Mann mir an die Kledage wollte - wenn Sie von Ihrem vierzehnten Lebensjahr an, und schon früher, in Haushalten arbeiten, sind Sie was gewohnt. Aber dieser Kerl - und dann »Bumsen«, und ich dachte: Gut, jetzt bumst's. Natürlich hatte er damit nicht gerechnet, und er guckte mich noch 'ne halbe Sekunde oder so erstaunt an, so wie im Kino, wenn einer plötzlich aus heiterem Himmel erschossen wird. Dann fiel er um, und ich glaube, daß er tot war.

Norman Mailer - Die Nackten und die Toten

F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung | 1950
Original: The Naked and the Dead, 1948

»Der Roman handelt von der Eroberung der fiktiven Pazifikinsel Anopopei durch amerikanische Truppen während des Zweiten Weltkriegs.

Die meisten der näher beschriebenen Figuren gehören einem circa 12-köpfigen Aufklärungszug an. Bei der an sich problemlosen Landung der US-Truppen auf der Insel, wird der Soldat Hennessey beim allerersten Gefecht mit den Japanern noch am Strand tödlich verwundet. Hennesseys Tod wird von den anderen aber gelassen hingenommen, da dieser noch neu im Zug war.
Die Männer werden danach wochenlang mit strapaziösen Straßenbauarbeiten beschäftigt. Bei einem japanischen Gegenangriff verteidigt die nun an der Kampffront eingesetzte Gruppe erfolgreich ein Flussufer.
Dann gerät der Vormarsch der amerikanischen Truppen an einer gut ausgebauten Verteidigungsstellung im Hinterland der Insel ins Stocken. Nach zahlreichen Streitereien überträgt General Cummings seinem bisherigen Adjutanten Leutnant Hearn das Kommando über den Aufklärungszug. Die Einheit wird daraufhin zu einem riskanten Erkundungsunternehmen hinter die japanischen Linien entsandt. Nach einem beschwerlichen Marsch quer durch den Dschungel des Hinterlandes von Anopopei gerät die Gruppe an einem Bergpass in einen japanischen Hinterhalt. Dabei wird der Soldat Wilson schwer verwundet. Daraufhin trennt sich die Gruppe. Ein Teil des Zuges trägt den verwundeten Wilson in einem tagelangen Gewaltmarsch quer durch den Dschungel Richtung Küste. Der Verwundete stirbt aber trotz der Strapazen kurz vor Erreichen der Küste an der erlittenen Bauchverletzung. Auch der Versuch der verbliebenen Träger, wenigstens den Leichnam zu bergen, scheitert, als der tote Körper an einer Stromschnelle verloren geht und unauffindbar in ein Sumpfgebiet abgetrieben wird.
Der andere Teil des Zuges setzt die Aufklärungspatrouille fort. Der Unteroffizier Martinez - bekannt als der fähigste Soldat der Gruppe - schleicht nachts zurück zum Bergpass, um zu erkunden, ob sich die Japaner von dieser Stelle zurückgezogen haben. Er findet zahlreiche japanische Soldaten in einem Lager und ersticht eine japanische Wache.
Sergeant Croft sorgt dafür, dass der den Zug leitende Leutnant Hearn vom Vorhandensein der Japaner im Bergpass keinerlei Kenntnis erhält. Als die Gruppe am nächsten Tag den Bergpass ersteigt, wird der den Zug anführende und völlig ahnungslose Leutnant Hearn von den Japanern erschossen. Der Aufklärungszug zieht sich daraufhin vom Pass zurück. Gegen den Willen aller anderen setzt der nun wieder den Zug leitende Sergeant Croft durch, dass die Übersteigung des Mount Anaka versucht wird. Bei dieser hochalpinen und nahezu unmöglichen Bergtour scheitert der Soldat Roth beim Versuch einen Felsspalt zu überspringen, und fällt in den Tod. Als Croft dann in ein Hornissennest tritt, verursachen die angreifenden Hornissen Panik in der Gruppe. Die Soldaten beginnen in wilder Flucht mit dem Abstieg, so dass der Ersteigungsversuch des Berges endgültig abgebrochen werden muss.
Ohne Wissen des Aufklärungszuges war die Eroberung der Insel aber schon kurz nach Entsendung der Aufklärungspatrouille so gut wie abgeschlossen. Die erlittenen Qualen und der Tod von drei Protagonisten waren damit militärisch nutzlos.
Über weite Strecken widmet sich der Text aber - neben den ausführlichen Rückblenden in das Leben einzelner Protagonisten - dem Alltagsleben und täglichen Konflikten der Soldaten.«
Wikipedia